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Elektronikerklasse zu Gast in Synagoge

Steve Landau, Geschäftsführer der Jüdischen Gemeinde, begrüßte die Elektronikerklasse 12BE03 in der Wiesbadener Synagoge. Synagoge ist das griechische Wort, auf Hebräisch heißt das Knesset – also „Haus der Versammlung“. Und so versteht es die Wiesbadener Gemeinde mit ihren 850 Mitgliedern auch. Wie die meisten christlichen Kirchen ist die Synagoge nach Osten ausgerichtet, sodass die Gemeinde nach Jerusalem betet. Zum Gottesdienst sind auch nicht jüdische Menschen eingeladen. Mitglieder der jüdischen Gemeinde selbst werden in der Regel aber nur die Kinder von jüdischen Müttern. Zwar können auch Menschen aus Überzeugung hier aufgenommen werden, eine Mission findet aber grundsätzlich nicht statt. „Wir haben keine Botschaft für diese Welt und keinen Machtanspruch gegenüber anderen Völkern“, betont Landau.

Leider steht seit Jahrzehnten das Thema Sicherheit der jüdischen Einrichtungen im Fokus. So gibt es eine Sicherheitsschleuse, durch die wir zu Beginn durchmussten. Aber warum waren ausgerechnet die Juden in der Geschichte immer wieder Ziel von Vorurteilen oder gar Angriffen? Das habe eine lange Tradition, an der die Christen leider einen Anteil haben, so Landau. Schon im Mittelalter waren Juden die Brunnenvergifter. Tatsächlich wurden Juden zu dieser Zeit weniger oft krank als Christen, weil sie sich aufgrund ihrer Vorschriften vor dem Essen die Hände wuschen. Teilweise durften Juden sogar nicht mal mit Christen sprechen. Und wie wir schon aus der jüngsten Pandemie erfahren mussten, war auch damals die Isolation hilfreich, um Ansteckungen in Pestzeiten zu vermeiden. Genau dies brachte aber viele Menschen dazu, Juden der Vergiftung von Brunnen und als Pestverursacher zu verdächtigen. 

Darüber hinaus stellten die Auszubildenden zahlreiche Fragen, wie zum Beispiel ein jüdischer Gottesdienst aussieht oder welche jüdischen Feiertage es gibt. Dabei erfuhren wir, dass die Redewendung „Schmiere stehen“ und der Frühjahrsputz aus dem Jüdischen kommen. Fazit: Es war wieder einmal sehr interessant – für manche sogar so spannend, dass die eineinhalb Stunden wie im Flug vergingen – und keiner seine Tasche vorher packte.

Jürgen Schlegel, Religionslehrer